Prolog. Oder so.

EINS-01

„Arsch“, denke ich und starre auf mein Handy-Display, „Arsch, Arsch, Arsch“.

Der hat Nerven. Postet einen Comic von einer heulenden Neandertalerin, die von einer anderen getröstet wird, mit dem Text „Er hat mit einer Höhlenmalerei mit dir Schluß gemacht? So ein Mistkerl!“ Auf der Wand dahinter sieht man zwei Strichmännchen – das weibliche ist mit einem großen „X“ übermalt. Lustig haha, wenn nicht der „Arsch“ selbst drei Wochen vorher per Textmessage mit mir Schluß gemacht hätte. Hallooo?! Vielleicht ist das ja aber nur konsequent bei einer Beziehung, die zu ca. 75% ausschließlich per Textmessages geführt wurde? Idiot. Ich kommentiere in etwa mit „Wie frau ja seit ‚Sex and the City‘ weiß, ist es noch schlimmer per ‚post-it‘-Zettelchen Schluß zu machen“ … „in etwa“ deswegen, weil ich das Posting bei meiner Recherche für diesen Blog nicht mehr finde. Haben späte Gewissensbisse oder mein Kommentar ihn zum Löschen bewogen? Oder wurde der Ursprungsbeitrag aus Copyright-Gründen gelöscht? Egal. Weg ist weg.

Aber … eigentlich fängt die Geschichte ganz anders an. Der „Arsch“ spielt da tatsächlich noch überhaupt keine Rolle. Vielmehr bringt zunächst der beiläufig an einem sonnigen Septembermorgen, von dem Mann, mit dem ich zu diesem Zeitpunkt über 26 Jahre verheiratet bin, geäußerte Satz „Such‘ dir halt einen Lover.“ die Sache ins Rollen.

Unser „letztes Mal“ ist da aktuell etwa drei Jahre her. Ein Quickie am Nachmittag im Urlaub. Vor dem bodentiefen Fenster der tobende Atlantik. Eigentlich romantisch, wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, mit einem völlig Fremden zu schlafen. Wir haben nie drüber gesprochen, aber ihm ging es scheinbar ähnlich, denn keiner von uns hatte seither Lust, nochmal was in der Hinsicht zu unternehmen. Also nicht, dass es nicht schon vorher längere sexlose Phasen gegeben hätte, aber dieses letzte Mal fühlte sich absolut endgültig an.

Und jetzt dieser Satz. Nicht, dass ich nicht wüsste, was dahinter steckt. Sein Wunsch nach einer ebensolchen „carte blanche“, weil er sich in unsere gemeinsame Assistentin verkuckt hat. Wovon er annimmt, dass das keiner checkt. Die ganze Firma – ich eingeschlossen – aber bereits seit geraumer Zeit eben genau das vermutet. Männer. Augenroll. „Na ganz groß.“ denke ich mir. Was ich sage ist „In den letzten 10 Jahren ist mir zwar kein Mann über den Weg gelaufen, der mich nur ansatzweise interessiert hätte… aber ok … vielleicht ändert sich das ja jetzt?“

Irgendwie kommuniziere ich noch, dass ich das als beidseitiges Agreement sehe und er fährt nach kurzer wahrnehmbarer Überraschung, wie easy das jetzt alles lief, ins Büro. Ich stehe in der Küche und höre mich laut zu mir selbst sagen „Na dann f*ck sie jetzt wenigstens auch endlich!“ und in einer seltsamen Mischung aus Erleichterung, Trotz und Neugier schalte ich, weiblich, 44 (eine Zahl, die gleichermaßen Alter wie Kleidergröße beschreibt), nach 26 Jahren und 4 Monaten mein Männer-Radar wieder auf Empfang.

>> EINS-02 Upps.

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